Sovereign Cloud Stack (SCS) ist ein Netzwerk existierender und angehender Anbieter von standardisierter souveräner Cloud und Container Infrastruktur mit dem Ziel, gemeinsam die Definition, Implementation und den Betrieb einer vollständig offenen, föderierten und kompatiblen Plattform voranzubringen. Durch die Zusammenarbeit unterstützt die Plattform ein gesundes Ökosystem für Entwicklungs/Betriebsteams (DevOps Teams) von Software und stärkt somit den Fortschritt bei der Digitalisierung in Europa, ohne dabei größere Risiken von Kontrollverlust über Technologie und Daten mit sich zu bringen.
Wir zielen darauf ab, Standards zu definieren, die präzise genug festgelegt sind, dass Software, die für eine SCS Implementierung gebaut und getestet wurde, ohne zusätzlichen Aufwand auf anderen SCS-basierten Infrastruktur funktioniert. Unsere Standards sind eine Sammlung von Upstream Standards, ggf. um spezielle Details angereichert, dort wo die Upstream Spezifikationen Lücken aufweisen. Wir arbeiten an Conformance Tests, so dass Änderungen im Hinblick auf ihre Standardkonformität bewertet werden können.
Zertifizierbare Standards sind eine Voraussetzung, um ein lebendiges Ökosystem oberhalb von SCS etablieren zu können.
Wir arbeiten auch an (optionalen) Standards zu betrieblichen Themen. Transparenz über Monitoring und Wurzel-des-Übels Analysen (Root-Cause-Analysis) bei Zwischenfällen nützen unmittelbar dem Kunden. Betreibern hilft es, insbesondere beim betrieblichen Teil von DevOps am gemeinsam aufgebauten Wissen teilhaben zu können und macht Betrieb effizienter; auch bei der Suche nach geeignetem Personal helfen gemeinsame Standards.
Qualitäts- und Sicherheitstests sind Teil der Standardtestprozeduren. Die Einhaltung von z.B. Sicherheitsstandards kann so auch kontinuierlich sichergestellt werden.
Die gesamte Software ist vollständig open source – wir halten nichts von open core Modellen. Es geht aber nicht nur um die Software Lizenz: SCS wird in einem offenen Entwicklungsprozess erstellt, mit offenen Entwurfsprozessen und -entscheidungen durch eine offene Gemeinschaft. Das stellt sicher, dass die Software auch wirklich von den Nutzern genutzt und beeinflusst werden kann. Somit wird die Freiheit der Nutzer sichergestellt.
Die Transparenz des Codes und des Entwicklungsprozesses ist eine wichtige Eigenschaft, um sicherzustellen, dass dem Code vertraut werden kann.
Die IT Welt ist schnelllebig. Neue Technologien ersetzen alte sehr schnell. Mit dem Sovereign Cloud Stack haben wir an der Basis relativ stabile Softwareinfrastruktur, während wir die schnellen Wechsel auf den Schichten darüber erleichtern. Eine relativ langlebige Basisschicht vermeidet die Notwendigkeit, dass Betreiber ständig diese neu bauen müssen.
Das schafft auch den Raum, an Nachhaltigkeit bzgl. des Energiebedarfs zu arbeiten. Die Automatisierung von verbrauchsoptimierten Platzierungsentscheidungen und die Nutzung von Stromsparmechanismen sind in SCS wichtige Themen.
In unserer Vision wird die zentralisierte Kontrolle über Infrastruktur durch ein Netzwerk kollaborierender Anbieter ersetzt. Die hochgradig zueinander kompatiblen SCS Clouds, gute Netzwerkverbindungen sowie eine föderierbare Identitäts- und Zugriffsverwaltung bringen uns einer großen globalen virtuellen Cloud näher, ohne dass es einer zentralen Kontrollinstanz bedürfte.
Eine wohl-definierte Umgebung, welche sowohl als kleine private Umgebung oder ebenso als große öffentliche Cloud zur Verfügung steht vermeidet doppelte Arbeit bei Implementierung und Validierung. SCS ist somit eine attraktive Zielplattform.
Durch die Erfüllung von SCS Standards und der Teilnahme im SCS Ökosystem ist eine viel größere Menge an Anwendungen und DevOps Team verfügbar, welche auf dieser Plattform arbeiten. Der adressierbare Markt wächst somit deutlich.
Der Schritt von bloßer Standardkonformität hin zur Nutzung von einigen oder auch allen SCS Modulen der Referenzimplementierung erspart eine Menge doppelter Arbeit – bei der Auswahl, der Integration, der Automatisierung, der Konfiguration, dem Testen, dem Dokumentieren der Software und beim Aufbau der Betriebsprozesse, der Überwachung, dem Update, … um diese Umgebung in Betrieb zu halten.
Nicht zuletzt kann der Betrieb so auch einfacher mit anderen gemeinsam verrichtet werden oder gar komplett outgesourct werden. Qualifiziertes Personal ist in jedem Falle eher erhältlich.
Die Nutzung moderner IT Infrastruktur mit voller Automatisierung zur Installation und der Verwaltung des gesamten Lebenszyklus (=Infrastructure as Code, IaC) liefert einen enormen Fortschritt bei der Produktivität von DevOps Teams. Europa braucht solche Fortschritte dringend, um zu vermeiden, (weiter) zurückzufallen im globalen Wettbewerb, in dem zunehmend traditionelle Industrie durch digitale Innovation disruptiert wird.
Sich dabei einfach auf die Hyperscaler zu verlassen bringt leider viele Nachteile mit sich:
Diese passen gar nicht immer zum Nutzungsszenario; insbesondere wenn dezentrale IT Infrastruktur (edge) vonnöten ist.
Sie bringt rechtliche Probleme mit sich, in Hinblick auf die Verordnungen des Datenschutzes (und manchmal auch der Sicherheit).
Sie führt zu strategischen Abhängigkeit von einem oder einer kleiner Zahl von großen Unternehmen,
Sie führt zu ökonomischen Abhängigeiten.
All diese Probleme sind Hemmnisse bei der Umstellung auf die Nutzung der Clouds der Hyperscaler.
Die Auswahl zwischen lokalen SCS Cloudanbietern oder gar der Implementation einer eigenen privaten Cloud (gleicher Technologie) zu haben ermöglicht es, die Vorteile moderner IaC Infrastruktur zu nutzen ohne obige Nachteile in Kauf nehmen zu müssen.
Aus geopolitischer Sicht ist zu beobachten, dass ein zunehmender Teil der Wertschöpfung in den zunehmend digitalisierten Wertschöpfungsketten stattfindet – zu unterstützen, dass ein wachsender Teil davon in Europa stattfinden kann verringert die strategischen Risiken und sorgt für einen höheren Wertbeitrag Europas.
Standardmäßig ist SCS für kleine (ein halber Schrank Hardware) bis große Clouds (Hunderte von Servern je Region) optimiert – vom Rechenzentrum bis hin zu Near Edge Szenarien.
Die Cloud kann als Private Cloud durch eine gut ausgebildete IT Abteilung bereitgestellt werden oder auch als Public Cloud durch einen Cloud Provider. Wir vernetzen beide Gruppen.
Wir arbeiten an Plänen für optimierte Szenarien für far-edge Clouds in einem Folgeprojekt (“SCS-2”).
Digitale Souveräntiät ist ein Kernziel von Gaia-X. Wir sind der Ansicht, dass viele Szenarien, welche den souveränen Umgang mit Daten benötigen, dies nicht gut erreichen können ohne Kontrolle über die Infrastruktur zu haben.
SCS möchte es (potentiellen) Anbietern von Infrastruktur sehr viel einfacher machen, souveräne Angebot zu machen. Daher ist SCS Teil des Gaia-X Projekts geworden. Ursprünglich war SCS als Unterarbeitsgruppe in der AG Software und Architektur im Workstream 2 – mittlerweile ist SCS als (Offenes) Arbeitspaket verfasst, welche an die Provider Arbeitsgruppe des Technical Committees der Gaia-X AISBL andockt.
SCS Mitarbeitende unterstützen viele Projekte in Gaia-X, wie z.B. die Federation Services / Open Source Software Arbeitsgruppe, die Infrastruktur Unterarbeitsgruppe, das Architecture of Standards Arbeitspaket, das Product & Service Board, die Minimal Viable Gaia-X Pilotierungsgruppe, das Selbstbeschreibungsarbeitspaket, und die Cross-Environment Service Orchestration Gruppe.
Es gibt eine enge Verbindung mit den Arbeiten zu den Gaia-X Federation Services (GXFS). Es gibt die gemeinsame Vorstellung, SCS Infrastruktur mit den GXFS darauf als Plattform für souveräne Datendienste zu liefern. SCS Partner unterstützen GXFS mit Infrastruktur für Entwicklungs- und Testzwecke.
Das SCS Projekt wurde von Freiwilligen initiiert. Mit der nun gewährten Förderung wird das Projekt von der OSB Alliance beherbergt. Sie hat ein kleines wachsendes zentrales Team eingestellt, um das Projekt zu steuern und zu koordinieren.
Um das zentrale Team hat sich eine wachsende Community von Freiwilligen gebildet, welche am Projekt mitarbeitet.
Mit der verfügbaren Förderung kann nun auch freie Softwareentwicklung bezahlt werden, die einzelnen Unternehmen nicht genügend Nutzen bringt, um aus Eigenantrieb stattzufinden. Die Arbeitspakete / Lose dafür werden öffentlich ausgeschrieben.
Die Automatisierung der Verwaltung des Lebenszyklus aller Komponenten ist der Schlüssel: Grundlegende Infrastrukturdienste wie Datenbank, Message Dienst, …, die Betriebswerkzeuge (Monitoring, Logging, Patching, Nutzungserfassung, …), Nutzerverwaltung (LDAP, Keycloak, …), die grundlegende Virtualisierung (KVM, ceph, OVN), die IaaS Schicht (Kerndienste von OpenStack) und die Werkzeuge rund um Kubernetes werden hier alle abgedeckt. Die Dienste werden durch Ansible als Container aufgebaut. Auf dieser Schicht werden Docker/Podman Container benutzt. Hierdurch wird die Platzierung explizit festgelegt – wir sehen die von k8s erzeugte hohe Dynamik auf dieser Schicht nicht als Vorteil. Dies ist auf höheren Schichten natürlich anders, in Abhängigkeit der Nutzerbedürfnisse.
Die Kerndienste von OpenStack dienen hauptsächlich als starke mandantenfähige Basis, um viele k8s Cluster zu verwalten. Der Hauptdienst für Nutzer ist K8s as a Service – dafür stellt SCS die k8s Cluster API bereit. Anbieter können die Schnittstellen natürlich auch nutzen, um den Endkunden einen Managed Service anzubieten. Aus SCS Standardisierungssicht ist es optional, die OpenStack Schnittstellen nach außen sichtbar zu machen; wenn es getan wird, gibt es von SCS Seite dafür aber auch Standards, so dass auch auf dieser Ebene eine Standardkonformität und Kompatibilität erreicht werden kann.
Es sollte zur Kenntnis genommen werden, dass die Technologiewahl jenseits der mit (S) gekennzeichneten vorgeschriebenen Standards an einigen Stellen noch vorläufig sein kann. Die Plattformdienste werden als Teil des grundlegenden SCS (“SCS-1”) Projekts noch nicht standardisiert. Dies ist Teil eines weitergehenden Plans (“SCS-3”) welcher sich in Arbeit befindet.
Siehe Seite SCS nutzen.